Sodele....
Punkt 10 Uhr war Treffpunkt im Elbphilharmonie-Pavillon auf den Magellan Terrassen. Der Sockel des Pavillons ist schwarz, eingelassen sind Lautsprecher "Tröten", aus denen Geräusche klingen. Grubinger, Schubert mit Hengelbrock u.a., das sollen wohl Appetizer sein. Ich fand`s witzig. Im oberen verglasten Teil des Pavillons steht noch eine kurze Leiter, man steigt hinauf, steckt den Kopf durch ein Guckloch und steckt mitten im nachgebauten großen Konzertsaal, mit den Augen auf Höhe der Orchestermitglieder. Eine einmalige Gelegenheit
Wir wurden mit Bauhelmen und Sicherheitsschuhen, getarnt als Gummistiefel ausgestattet. Die Dinger waren saukalt und schwer, Sonntag war zum Glück blauer Himmel und nicht so ein Sch....wetter wie Samstag. Die Führerin stellte sich als "Elbphi"-Fan vor, seitdem nenne ich den Kasten nur noch "Elfi"
.
Der Eingang in die Baustelle, das soll auch der spätere Haupteingang sein, ist neben den Baucontainern durch die Schranke. Also genau gegenüber vom Keil, (wovon es fast alle Bilder des Gebäudes gibt). Zuerst mal Enttäuschung: von wegen Elbphilharmonie, das ist eine Monsterbaustelle. (Alle Zahlen sind aus dem Gedächtnis genannt, bitte nicht festnageln falls hier eine nicht ganz korrekte Zahl steht.)
Die Baufläche wurde um 3m angehoben um das Gebäude vor Hochwasser zu schützen. Um wieder die 6 Geschosse des Kaispeichers zu erreichen, wurde auf den bestehenden Speicher ein Backsteingeschoß draufgesetzt. Darin befindet sich der Wellness- und Spa-Bereich des Hotels. Das Haus bekommt einen großen Konzertsaal für 2150 Besucher, einen Kammermusiksaal im Schuhkartonformat für ca. 850 Besucher, ein 5* Hotel der Gruppe Maritim-Sheraton(?) und 45 Eigentumswohnungen.
Unten im Gebäude befindet sich eine Tiefgarage. Die Plätze darin teilen sich alle Nutzer. Man geht davon aus, daß für die Konzertsaalbesucher 350 Parkplätze zur Verfügung stehen. Ein weiteres Parkhaus soll in der Nähe entstehen bzw. gibt es schon, es soll ein Shuttlebus verkehren. Außerdem gibt es einen Fähranleger. Eine Bushaltestelle des HVV vor dem Haus wird es aus Platzgründen nicht geben. Innerhalb diesem Eingang/Einfahrt wird es auch eine Taxischleife geben.
Zwischen Kaispeicher und Glasaufsatz - das ist der 7. oder 8. Stock - befindet sich die Plaza. Der bietet fast eine Rundumverglasung (im Moment nur Plane) mit Sicht über Hamburg und Hafen, in der Mitte eine riesige weitgeschwungene Wendeltreppe, eine der Möglichkeiten neben Aufzügen und anderen Treppen, in den Konzertsaal zu gelangen. Bis einschl. zur Plaza wird das Gebäude für die Öffentlichkeit frei zugänglich sein. Die Plaza hat keinen rechten Winkel, schräge Säulen (wegen der Statik) und einen leicht abschüssigen Boden. D. h. da entsteht Gastronomie und Geschäfte. Die "Tube", eine gebogene Rolltreppe mit Stufen, kein Laufband, erreicht von einem der unteren Stockwerke die Plaza. Diese Treppe soll sehr langsam laufen weil der Tunnel, durch den sie läuft, eine besondere Beleuchtung hat. Der Konzertsaal beginnt im 12. Stock und geht bis in den 16. oder 17. Stock. Die Sitze werden aus grauem Tweed sein und den gleichen Akustikkörper wie ein Mensch besitzen. Egal, ob 50 oder 2150 Leute im Saal sitzen, der Klang sei so immer gleich. Und sowieso sind für Akustik, Licht usw. nur die weltbesten Leute im Einsatz....
Die Fenster der Eigentumswohnungen gehen nach vorne raus, sind also in der Spitze der Keilform. Die Wohnungen sind zwischen 100 und über 300 qm groß. Ausgeschrieben wurden sie mit 18T€ je qm, inzwischen werden sie für 25 - 35T€ je qm gehandelt. Es gibt noch keine unterschriebenen Kaufverträge. Die Wohnungen ziehen sich vom 12. Stock bis in die oberste Spitze des Gebäudes. Eine Wohnung (180 qm) haben wir besichtigt, sie hatte auch eine Loggia. Das sind die Scheiben mit den "Tränen", die man von außen sieht.
Das Thema `fensterputzen` wird durch Fassadenkletterer erledigt. Auf dem Dach werden Vorrichtungen angebracht, an denen sich die Kletterer einhaken können. Wenn deren Arbeit erledigt ist, werden diese Vorrichtungen verschwinden, damit die Architektur des Gebäudes dadurch nicht beeinträchtigt wird. Fast alle Fenster haben Sprenkel. Sie wirken, als könne man nur durch ein Bullauge hinaussehen, vom Rand nach innen gibt es kleine schwarze Punkte. Daher wirkt das wohl von außen teilweise wie Milchglas. Die Fenster müssen ein paar Zentimenter dick sein, Sicherheitsglas. Hätte man auf die Biegung verzichtet, wäre eine zweite Fensterfront notwenig gewesen, ca. 1 m voneinander entfernt. Dadurch hätte man sehr viel Platz im inneren verloren. Wo die Fenster gebogen sind, sind innen Bügel aus statischen(?) Gründen angebracht, schaut aus wie ein Gegengewicht, daß das Fenster in der Fassade hält.
Verträge gab es zwischen der Stadt und der Baugesellschaft und zwischen der Stadt und den Architekten. Keinen Vertrag zwischen Bauges. und Architekt, was wohl zu den ganzen Streitereien und Stilllegungen der Baustelle geführt hat. Ein großer Streitpunkt soll die Plaza gewesen sein. Die Fertigstellung ist für den 31.10.2016 geplant, anschl. Abnahme, Eröffnung soll im Frühjahr 2017 sein. Im Moment geht man davon aus, für die erste Zeit nach der Eröffnung Zählkarten auszugeben um den Ansturm zu bewältigen.
Bilder waren erlaubt, sie dürfen aber nicht veröffentlicht werden. Außerdem keine Film- und Tonaufnahmen. Da es im Gebäude einigermaßen dunkel ist (Plane), ist auf den Fotos leider auch kaum was zu erkennen. Ich fand`s im nachhinein sehr interessant, war eine der wenigen Nicht-Hamburger bei der Führung. Einige waren zum wiederholten Male dabei und meinten, beim letzten Besuch hätte das genauso ausgesehen ;).
Ansonsten hat mich das Konzept der Hafen-City doch interessiert, in Köln wurde vor ein paar Jahren der Rheinauhafen bebaut. Ein paar Ähnlichkeiten gibt es: so soll in Köln jedes Gebäude einen Bezug zum Thema Wasser und/oder Hafen haben "Kranhaus", in Hamburg war das bzw. wirkte ähnlich. Häuser die wie in sich gedreht wirken, teilweise wie Containerschiffe mit offenen oder geschlossenen Luken, Gebäude mit Balkonen wie Rettungsschiffe. Vor dem Glaspalast von Unilever steht ein gedrecheltes und in sich verschobenes Haus, der Beton riecht förmlich noch. Darin sollen sich die teuersten Wohnungen Hamburgs befinden.
Sonntag war herrliches Wetter, auf der Uferpromenade schoben sich die Menschen, aber eine Parallelstraße weiter wirkte die Gegend schon leblos. Noch eine Parallelstraße weiter kommt schon eine 4spurige Straße, dahinter das Parkhaus der Speicherstadt(?). Vor der Elbphilharmonie ein Betonmeer mit ein paar Bänken, frisch gepflanzten Bäumchen und sich verbeugenden Laternen (die sind wirklich lustig) bis zum Wasser. In der Nacht hatte es gefroren, im Winter wird der ein oder andere vielleicht ein unfreiwilliges Bad nehmen, das war ziemlich rutschig.
Was die Finanzen des Hauses betrifft: ob gegen die Kosten um die 700Mrd.€ die Einnahmen aus dem Verkauf der Eigentumswohnungen und die Pacht für das Hotel gerechnet werden war nicht klar zu erfahren. Intern geht man davon aus, daß sich das Haus nach 10 Jahren amortisiert hat.
Sollte ich vor der Eröffnung nochmal in Hamburg sein, lohnt sich die Führung bestimmt nochmal. Für den Preis ist beim nächsten Mal vielleicht auch die Unterkunft mit drin
. Und nach der Eröffnung fahre ich sowieso. Aber nur einmal, denn eins ist klar: den schönsten Saal hat Köln
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