Kurzurlaube sind auch was Feines - keine Frage. Ich weiß nicht, ob ich für einen "richtigen" Langzeiturlaub im Hotel geschaffen bin. Ich habe schon mehrfach mit "Hardcore - Langzeiturlaubern" (2 - 3 Monate am Stück im Hotel) gesprochen. Bei den meisten hatte ich das Gefühl, daß irgendwann der Sinn für die Realität verschwunden ist. Jeder neue Gast wird erstmal ausgekundschaftet und genau beobachtet (und wehe, er wagt es, sich auf die Lieblingsstrandliege des Langzeitgastes zu legen oder sich gar im Restaurant oder an der Bar an den Stammplatz zu setzen
) und kommt sich fast wie ein Eindringling vor. Jede Hotelkatze ist mit ihren Eigenheiten namentlich bekannt, genauso wie die Familiengeschichte jedes anderen Hoteltieres. Natürlich sind auch sämtliche Verbandlungen und Verstrickungen des Personals bekannt. Es sind mit Sicherheit nicht alle Langzeitgäste so kauzig, aber dieses Verhaltensmuster findet man häufig. So will ich nicht werden
Auf Teneriffa hatte ich im Winter viele Langzeiturlauber in meiner Obhut. Meist waren sie recht problemlos, solange sie alles bekamen, was sie brauchten und das Hotelpersonal etwas mit dem mitgebrachten Bierwärmer anfangen konnte und die Weihnachtsdeko auf dem Zimmer nicht durcheinanderbrachte - aber sie brauchten Beschäftigung und enormen Zuspruch. Hatte man es sich einmal mit einem Gast, der 6 Wochen oder länger blieb, verscherzt, hatte man ein echtes Problem. Ständig standen ältere Damen mit ihren Häkeldeckchen vor mir und zeigten mir stolz, wie weit sie seit meinem letzten Besuch gekommen sind - das fand ich irgendwie niedlich. Die Herren waren pragmatischer - die fanden sich schnell zu Skatrunden o. ä. zusammen. Es kam auch nicht selten vor, daß ältere Langzeiturlauber mir schon im Begrüßungstreff beichteten, daß es ihr Traum ist, in einem Blechsarg zurückzufliegen
Nachdem ich die ersten Male davon schwer geschockt war, konterte ich irgendwann nur noch: "Naja, aber erstmal genießen sie hier doch noch ihren Urlaub und die Sonne. Ist doch schon bezahlt. Der Rest kann warten bis zur Abreise. Haben sie eigentlich eine Reiseversicherung abgeschlossen? Wenn nicht, bitte ich Sie, das Sterben auf später zu verschieben..." (Der bürokratische Albtraum jedes Reiseleiters ist ein alleinreisender Gast ohne Versicherung, der im Zielgebiet verstirbt - selten sind Angehörige ausfindig zu machen und noch seltener sind die dann bereit oder in der Lage, die Überführungskosten, die schnell im fünfstelligen Eurobereich liegen können, zu tragen) Dann wurde kurz gemeinsam gelacht und gescherzt und in aller Regel sind die betagten Langzeiturlauber auch lebendig zurückgeflogen.