Ich beobachte es oft, wenn ich unterwegs bin - entweder werden Hotelangestellte in geradezu entwürdigender Weise verhätschelt (Mittsechsigerin oben ohne an der Beachbar - "Komm, Mohammed, gib Mutti nochmal ein Küsschen"
) oder es herrscht Kasernenton seitens der Gäste (= "2 Bier, 1 Cola"). Kein "Bitte", kein "Danke", keine Frage "How are you?" an den vermeintlichen Lieblingskellner...
Ich selbst halte es etwas anders - wenn ich dienstlich unterwegs bin, sind Hotelangestellte für mich Kollegen. Auch wenn ich ihnen in vielen Fällen hierachisch überstellt bin. Den ein oder anderen kleinen Fauxpas (z. B. eine letzte staubige Ecke in einem Zimmer, ein fehlendes Shampoofläschchen, ein Finger im Glas beim Abräumen leerer Gläser, etc.) spreche ich direkt und diskret beim entsprechenden Angestellten an, ohne daß sein Vorgesetzter etwas davon mitkriegt. Erst wenn das nicht wirkt, gehe ich in eine höhere Instanz. Eigentlich vermeide ich das sehr gerne, weil ich auch weiß, daß Arbeitsplätze im Tourismus leicher zu verlieren als zu bekommen sind - aber wenn alles gute Reden nichts bringt, dann muss es eben manchmal auch die harte Tour sein. Und - selbsterständlich gebe ich auch auf Dienstreisen Trinkgeld fürs Housekeeping oder die Kellner. Aus meinem privaten Budget, denn mein Arbeitgeber zahlt das nicht.
Ich kann, wenn alles gute Reden und Bitten nichts bringt, durchaus zur Wildsau werden. Mache ich nicht gerne, aber manchmal geht es leider nicht anders. Aber bis man mich an diesen Punkt gebracht hat, erfordert es schon sehr viel . Die meisten potentiellen Reklamationsgründe werden auf dem kleinen und direkten DIenstweg eliminiert
Auf Privatreisen halten wir es ähnlich und begegnen dem Personal stets mit Respekt und bekommen den selben Respekt auch zurück - allerdings sind wir auch recht wählerisch bei der Hotelauswahl
Mir widerstrebt es, Hotelpersonal wie Leibeigene zu behandeln. Ein guter Wille ist meist vorhanden, aber oft kann das Personal aufgrund von Überlastung und/oder fehlender Ausbildung einfach nicht so arbeiten, wie es sich eigentlich gehört...